Ich der Vampir

Der weiße Mond schien auf die dunkle Wiese,
träumend wanderte ich um den See.
Wie liebte ich doch damals Nächte wie diese,
dass mir was zustoßen könnte, war nie meine Idee.

Das Rascheln und Knacksen im Gebüsch,
das war doch nur ein scheues Tier.
Ich hatte keinen Grund zu fürchten mich,
wär ich damals weggegangen, ständ ich jetzt nicht hier.

Doch diese Sommernacht, war so schön, so still, so klar,
das dieser Mann hinter mir stand, merkte ich nicht.
Ich drehte mich um, und plötzlich war er da,
legte seine Arme um meine Mitte, war bei mir, ganz dicht.

Mein Mund öffnete sich zum Schrei, doch es war zu spät,
nah an meinem Gesicht durchbrachen seine Zähne meine Haut.
Ich konnte nichts machen, war vor Schreck wie gelähmt,
ich wollte nicht sterben, wollte leben, mein Herz klopfte laut.

Er merkte dies, und wollte sein Blut mir geben,
ich nahm es dankbar an, ich hab nicht nachgedacht.
Dieser Mann, er gab mir das ewige Leben,
als Vampir wandle ich seitdem durch die Nacht.

Unsterblich bin ich nun, doch ohne Sonne muß ich leben,
ich lebe nachtein, nachtaus, doch dies Opfer, das ist groß.
Manchmal möcht ich mich auf die Wiese legen,
und das Licht des neues Tages wär mein Trost.

Doch ich weiß, ich werde es niemals tun,
damals wollte ich leben, und auch heute halte ich nichts vom Tod.
Ein Vampir, ein Geschöpf der Nacht bin ich nun,
falls Du mich siehst, lauf hinfort, oder Du bist in großer Not.

Vom Blut anderer muß ich mich ernähren,
warm und salzig, so schmeckt es mir.
Deinem Schicksal kannst Du Dich nicht erwehren,
pass gut auf, eines Nachts komm ich zu Dir.

Mein tödlicher Kuß wird Dir das Leben nehmen,
sträub dich nicht, und lass es geschehen.
Ich hab die Macht, Dir die Ewigkeit zugeben,
so einen wie Dich, hab ich schon lang nicht mehr gesehen.

Halt Dich fest am Leben, und trink mein altes Blut,
es wird Dich in meine Welt hinüberbringen.
Ich brauche einen Gefährten und Du brauchst Mut,
und Du mußt nicht mit dem Tode ringen.

Die Schmerzen, sie kommen und sie gehen wieder,
jetzt liegst Du vor mir, ein neues Kind der Nacht.
Es ist soweit, die Verwandlung ist vorüber,
Du bist nun ein Teil von mir, ich hab Dich gemacht.

Gemeinsam durchstreifen wir die Welt,
ich werd Dich nicht verlassen wie der Mann damals mich.
Du bist mein alles, mein unsterblicher Held,
Und damit Du es weißt: Ich liebe Dich!


August 2ooo

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